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Unternehmensnachfolge neu gedacht: Warum traditionelle Käufer nicht immer die beste Lösung sind

  • Autorenbild: Benjamin von Matt
    Benjamin von Matt
  • 13. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit

Die Übergabe eines Unternehmens ist für viele Unternehmer ein entscheidender Meilenstein – und oft ein Problem. Klassische Nachfolgemodelle – etwa die familieninterne Übergabe oder der Verkauf an einen Konkurrenten – funktionieren nicht immer reibungslos. Tatsächlich zeigt eine Schweizer Studie, dass nahezu jedes dritte KMU scheitert, weil kein geeigneter Nachfolger gefunden wird​ kmu.admin.ch. Zugleich zögern viele Inhaber den Rückzug hinaus: In 79 % der Fälle erfolgt die Übergabe erst alters- oder gesundheitsbedingt​ kmu.admin.ch. Hier lohnt es sich, neue Ansätze zu betrachten. Search Funds – ein innovatives Modell insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) – könnten eine bessere Alternative sein.


Herausforderungen der klassischen Nachfolge

Traditionelle Nachfolgelösungen stoßen in der Praxis auf mehrere Hürden. Zum einen planen viele Unternehmer ihre Nachfolge zu spät. Laut einer Nachfolgestudie zögern 79 % der Firmenchefs ihren Rückzug bis zuletzt hinaus​ kmu.admin.ch. Dies führt zu Zeitdruck, emotionalem Stress und oft zu suboptimalen Entscheidungen. In der Schweiz bleibt zwar die familieninterne Nachfolge mit rund 53 % der Fälle die beliebteste Variante, was auch am hohen Anteil von Familienunternehmen (75 % aller Betriebe) liegt​kmu.admin.ch. Doch nicht immer steht ein williger oder fähiger Nachfolger in der Familie bereit. Externe Käufer zu finden ist schwierig – besonders für kleinere Firmen. Eine Untersuchung ergab, dass fast jedes dritte Unternehmen mangels Käufer vom Markt verschwindet kmu.admin.ch. Die Konsequenzen sind gravierend: Das Lebenswerk geht verloren, Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel und die regionale Wirtschaft büßt Substanz ein.


Zudem bringen traditionelle Käufer wie Wettbewerber oder Finanzinvestoren eigene Probleme mit. Ein Verkauf an einen Großkonkurrenten kann etwa bedeuten, dass Standorte zusammengelegt oder Mitarbeiter abgebaut werden. Viele Inhaber sorgen sich um den Erhalt ihrer Firmenkultur und der Arbeitsplätze. Auch Private-Equity-Investoren verfolgen oft kurzfristigere Renditeziele und einen Exit-Horizont von wenigen Jahren – was nicht immer im Einklang mit dem nachhaltigen Weiterbestand des Unternehmens steht. Die Interessen von Verkäufern und traditionellen Käufern klaffen daher mitunter auseinander. Kein Wunder, dass laut einer Studie nur 7 % der Unternehmer glauben, ohne externe Hilfe eine optimale Nachfolgelösung zu finden​ kmu.admin.ch.


Warum Search Funds eine bessere Alternative für KMUs sein können

Gerade für KMUs ohne offensichtlichen Nachfolger bieten sogenannte Search Funds einen neuen Weg der Unternehmensnachfolge. Ein Search Fund ist ein Modell, bei dem ein talentierter Unternehmer (meist MBA-Absolvent oder Branchenkenner) von einer Gruppe Investoren finanziert wird, um ein geeignetes Unternehmen zu suchen, zu kaufen und dann als CEO weiterzuführen​ dub.de​, dub.de. Dieses Konzept, 1984 in den USA entstanden, erfreut sich seit einigen Jahren auch in Europa wachsender Beliebtheit. Warum könnte es die bessere Lösung sein?


  • Langfristiger Erhalt des Lebenswerks: Anders als ein typischer Finanzinvestor oder Konkurrent hat ein Search-Fund-Nachfolger ein persönliches Interesse am langfristigen Erfolg des Unternehmens. Für den abgebenden Inhaber bedeutet das, sein „Baby“ in die Hände eines motivierten, kompetenten Nachfolgers zu geben, der das Unternehmen in seinem Sinne weiterführt​ dub.de. Die Investoren im Hintergrund agieren als Mentoren mit langem Anlagehorizont, anstatt kurzfristige Gewinne zu forcieren​ dub.de. Dadurch bleiben Unternehmenskultur und Werte eher erhalten, während gleichzeitig frische Ideen Einzug halten.


  • Fokus auf KMUs: Private-Equity-Fonds konzentrieren sich oft auf größere Deals; kleinere Mittelständler fallen durchs Raster. Search Funds schließen hier eine Lücke. Typischerweise suchen sie Firmen im Wert von etwa 10–30 Mio. CHF/€ und mit moderatem Verschuldungsanteil​ finews.ch. Diese Größenordnung ist für große Investoren weniger attraktiv, für Searcher jedoch ideal. KMUs erhalten so Zugang zu Nachfolgern, die sich voll und ganz auf ein einzelnes Unternehmen fokussieren, statt ein Portfolio zu verwalten.


  • Win-Win für alle Beteiligten: Search Funds schaffen eine Alignment of Interests zwischen Alt-Eigentümer, Nachfolger und Investoren. Die Übergeber können einen fairen Preis erzielen und sehen ihr Werk fortgeführt; die Nachfolger erhalten die Chance, Unternehmer zu werden, ohne von Grund auf gründen zu müssen; und die Investoren beteiligen sich an einem etablierten Unternehmen mit Entwicklungspotential. Dass dieses Modell funktionieren kann, zeigt die bemerkenswerte Renditehistorie: Eine Stanford-Studie ermittelte eine durchschnittliche Rendite von über 32 % für Search Funds​ finews.ch – für Investoren ein starker Anreiz, diese Alternative zu unterstützen.


Erfolgsfaktoren für eine reibungslose Übergabe

Unabhängig vom gewählten Nachfolgemodell gibt es Schlüssel zum Erfolg einer Übergabe, die immer gelten. Erstens: Frühzeitige Planung. Experten empfehlen, mindestens fünf Jahre vor dem geplanten Rückzug mit der Nachfolgeplanung zu beginnen​epapers.axa.ch. Eine vorausschauende Planung erlaubt es, den idealen Nachfolger zu suchen oder aufzubauen, steuerliche und rechtliche Fallstricke zu klären und das Unternehmen in Ruhe auf die Übergabe vorzubereiten. Wer zu spät anfängt, riskiert finanzielle Einbußen – dann geht dies „je nachdem zu Lasten des Preises oder anderer Dinge, die wichtig sind“ warnt ein Nachfolge-Experte​ epapers.axa.ch.


Zweitens: Transparenz und Kommunikation. Eine Nachfolge betrifft viele Stakeholder – Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten. Offene Kommunikation schafft Vertrauen. Wenn Mitarbeiter frühzeitig wissen, was geplant ist, bleiben Schlüsselpersonen dem Unternehmen treu. Fast die Hälfte der Firmenchefs in der Schweiz kommt zwei Jahre nach der Übergabe noch regelmäßig in die Firma​ kmu.admin.ch. Das zeigt, wie schwierig es ist, wirklich loszulassen – aber auch, wie wichtig eine klare Aufgabenverteilung und schrittweise Einarbeitung des Nachfolgers sind, damit der Übergeber irgendwann vollständig übergeben kann. Ein gleitender Übergang – manchmal über mehrere Jahre – kann den Know-how-Verlust minimieren und Kundenbeziehungen sichern.


Drittens: Externe Unterstützung einbinden. Nachfolgen sind komplex (Finanzierung, Steuern, Recht). Nur 7 % der Chefs glauben, keine externe Hilfe zu brauchen​ kmu.admin.ch. Die Mehrheit wünscht sich Beratung, besonders bei Strategie, Finanzen und Steuern​ kmu.admin.ch. Erfahrene Berater oder Mentoren – z.B. die Search-Fund-Investoren oder spezialisierte Nachfolge-Experten – können den Prozess erheblich erleichtern. Sie bringen Objektivität und Erfahrung ein, erkennen Fallstricke und helfen, den optimalen Deal auszuhandeln.


Fazit: Traditionelle Käufer sind nicht per se schlecht, aber eben nicht immer die beste Lösung. Angesichts der demografischen Entwicklung und der vielen ungelösten Nachfolgen sollten Unternehmer offen für alternative Nachfolgemodelle sein. Search Funds sind ein vielversprechender Ansatz, speziell für KMU: Sie kombinieren frischen Unternehmergeist mit erfahrenem Investorenwissen und geben dem Lebenswerk eine Zukunft. Entscheidend für jede Übergabe bleibt jedoch – ob klassisch oder neu gedacht – eine frühzeitige, gut vorbereitete Planung und die Auswahl der richtigen Menschen, denen man das eigene Unternehmen anvertraut.

 
 
 

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