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Private Equity vs. Search Funds: Wer dominiert die Unternehmensnachfolge?

  • Autorenbild: Benjamin von Matt
    Benjamin von Matt
  • 2. Feb.
  • 6 Min. Lesezeit

Die Landschaft der Unternehmensnachfolge verändert sich. Neben klassischen Käufern wie Private-Equity-Fonds oder Family Offices gewinnen in Europa zunehmend Search Funds an Bedeutung. Dies führt zu der Frage: Wer dominiert künftig die Nachfolgeszene? In diesem Branchen-Update betrachten wir jüngste Übernahmen durch Search Funds, beleuchten warum immer mehr Investoren dieses Modell unterstützen und vergleichen die Unterschiede zwischen Private Equity, Family Offices und Search Funds. Eines vorweg: Statt eines Entweder-Oder zeichnet sich ein Nebeneinander ab – mit jeweils eigenen Stärken und Zielbereichen.

Jüngste Übernahmen durch Search Funds in Europa

Search Funds – also von einzelnen Unternehmern geführte Akquisitionsvehikel – haben ihren Ursprung in den USA, doch auch in Europa häufen sich mittlerweile erfolgreiche Deals. Ein Beispiel aus der jüngsten Zeit: Im März 2025 übernahm das deutsche Search Fund Team Kripp & Stanjek Unternehmensnachfolge die Firma EZS Identtechnik, einen Spezialisten für Kennzeichnungslösungen​

searchfundsnews.com. Die Transaktion hatte einen Unternehmenswert von ca. €10 Mio. und wurde von neun Investoren finanziert, darunter bekannte Search-Fund-Investoren aus Spanien und der Schweiz​

searchfundsnews.com. Der neue Such-Unternehmer (Searcher) wird dabei als Geschäftsführer die Firma weiterleiten, während einige Investoren als Mentoren und Beiräte zur Seite stehen. Dieses Beispiel zeigt: Search Funds schaffen mittlerweile Übernahmen im mittelständischen Segment (in diesem Fall ~15 Mitarbeiter, €10,8 Mio. Umsatz)​

searchfundsnews.com, die früher vielleicht mangels Nachfolger gescheitert wären.


Europaweit ist ein klarer Aufwärtstrend erkennbar. Laut dem International Search Fund Report 2024 wurden außerhalb Nordamerikas im Jahr 2023 so viele neue Suchfonds aufgelegt und Übernahmen getätigt wie nie zuvor – 59 neue Search Funds und 31 Akquisitionen in einem Jahriese.edu. In Ländern wie Spanien, UK, Deutschland, aber auch der Schweiz entstehen immer mehr dieser Unternehmer-getriebenen Fonds. Beispielsweise gibt es in Italien inzwischen 17 aktive Search Funds, die bereits 7 Übernahmen realisiert haben (Stand 2024)​

linkedin.com. Die Geografie erweitert sich ebenso: Neben den USA und Europa fassen Searcher in Lateinamerika und zunehmend auch in Asien Fuß​ iese.edu. Diese Zunahme an Deals bedeutet: Search Funds sind aus der Nachfolge-Szene nicht mehr wegzudenken. Zwar machen sie gemessen am gesamten Transaktionsvolumen noch einen kleinen Anteil aus – Private-Equity-Fonds bewegen weitaus größere Summen – doch gerade im KMU-Segment füllen Search Funds eine wichtige Lücke.


Beispielhaft ist auch die Finanzierung neuer Search Funds: Immer mehr Investoren – darunter etablierte Family Offices und erfolgreiche Unternehmer – stellen Kapital bereit. So verkündete im März 2025 der italienische Search Fund Nostos Capital seinen Start mit Unterstützung von über 20 Investoren, darunter etliche namhafte internationale Family Offices und Investmentfirmen​ searchfundsnews.com. Das Ziel von Nostos Capital: Ein etabliertes KMU in Zentralitalien mit €10–35 Mio. Unternehmenswert zu übernehmen, idealerweise ein Unternehmen mit Generationenwechsel-Problem​ searchfundsnews.com. Diese Schlagzeilen zeigen, dass Search Funds nicht mehr exotisch sind – sie haben ein Netzwerk an Unterstützern und einen festen Platz im Nachfolgemarkt gefunden.


Warum immer mehr Investoren Search Funds unterstützen

Die wachsende Beliebtheit von Search Funds bei Investoren hat mehrere Gründe. Performance ist ein wichtiger Faktor: Langfristige Analysen aus den USA belegen beeindruckende Renditen. Die Stanford University verfolgt seit Jahrzehnten die Ergebnisse von Search Funds und berichtet von einer aggregierten jährlichen Rendite (IRR) von rund 35 % sowie dem Fünffachen des investierten Kapitals als durchschnittlichem Return​

gsb.stanford.edu. Solche Werte übertreffen viele klassische Private-Equity-Fonds und wecken natürlich Interesse bei Kapitalgebern. Family Offices sehen in Search Funds die Chance, in profitabel laufende KMUs zu investieren, die sonst kaum auf den Markt kommen – und das mit einem engagierten Unternehmer an der Spitze, der selbst „Skin in the Game“ hat.


Neben der Rendite überzeugt Investoren das reduzierte Managementrisiko: Bei Search Funds wird der Manager zuerst ausgewählt, dann das Unternehmen​ finews.ch. Das heißt, die Investoren suchen sich einen talentierten zukünftigen CEO (den Searcher) aus, finanzieren dessen Suche und Übernahme und vertrauen darauf, dass er oder sie das Unternehmen erfolgreich führt​ finews.ch. Dieses Vorgehen mindert ein häufiges Risiko klassischer Übernahmen – nämlich dass ein zugekaufter Betrieb mangels guter Führung nicht performt​ finews.ch. Durch die sorgfältige Vorab-Selektion des Nachfolgers und die begleitende Unterstützung (Know-how, Netzwerk) erhöhen Search-Fund-Investoren die Erfolgschancen der übernommenen Firma. Wie Christian Malek von Novastone Capital (einem Schweizer Family Office, das sich auf Search Funds spezialisiert hat) erklärt: Alle Zutaten für erfolgreiche Nachfolgen sind vorhanden – “tausende KMU mit Nachfolgeproblem, viele talentierte Manager, die Unternehmer werden wollen – und Family Offices, die Zugang zu solchen Deals suchen”finews.ch. Es kommt also zusammen, was zusammenpasst.


Zudem sind Bewertungen und Strukturen attraktiv: Search Funds kaufen oft zu moderaten Preisen. Üblich sind Kaufpreis-Multiplikatoren von etwa 5–8 × EBITDA im Zielsegment, deutlich niedriger als bei großen Übernahmen​ finews.ch. Die Finanzierung erfolgt konservativ mit weniger als 50 % Fremdkapital ​finews.ch. Für Investoren bedeutet das überschaubares Risiko und erheblicher Upside im Erfolgsfall. Gleichzeitig werden Interessen klar verteilt: Typischerweise erhalten die Geldgeber ~70 % der Anteile, der Searcher ~20 % und ggf. eine Search-Fund-Plattform wie Novastone ~10 %​finews.ch. Dieses Equity-Split garantiert, dass der neue CEO erheblich am Wertzuwachs partizipiert – alle ziehen an einem Strang. Im Erfolgsfall (Exit nach einigen Jahren) profitieren alle Seiten überdurchschnittlich. Kein Wunder also, dass z.B. in der Schweiz immer mehr Family Offices sich an Search Funds beteiligen und sogar dedizierte Programme (wie Novastone) zur Förderung junger Nachfolgeunternehmer aufgelegt wurden​ finews.ch.


Private Equity, Family Offices und Search Funds im Vergleich

Private Equity (PE): PE-Firmen sammeln Kapital in Fonds und erwerben damit Unternehmen – meist größere Mittelständler oder Konzernausgliederungen. Sie zielen auf Wertsteigerung innerhalb von 3–7 Jahren und planen dann einen Wiederverkauf oder Börsengang. PE übernimmt oft die Mehrheit, installiert ggf. eigenes Management und optimiert Prozesse, Strukturen sowie Finanzkennzahlen rigoros. Vorteile: große Deals, professionelle Abläufe, schnelles Kapital für Verkäufer. Nachteil aus Nachfolgesicht: Kurzer Anlagehorizont (der Betrieb könnte nach ein paar Jahren erneut den Besitzer wechseln) und stark renditegetriebene Entscheidungen, die mitunter Stellenabbau oder Zerschlagungen bedeuten. PE ist in der Nachfolgewelt ein Schwergewicht – dominiert aber vor allem in Fällen, wo das Unternehmen entsprechend groß und profitabel ist, sodass es ins Beuteschema der Fonds passt. Kleine KMU unter €10 Mio. EBITDA sind für klassische PE oft nicht attraktiv.

Family Offices (FO): Family Offices verwalten das Vermögen wohlhabender Familien und investieren häufig langfristig und konservativ. Im Nachfolgekontext treten FOs entweder als Käufer auf (Übernahme eines Unternehmens als langfristige Anlage) oder als Kapitalgeber in Nachfolgelösungen (z.B. Co-Investment mit anderen, Mezzanine-Kapital etc.). Ihr Vorteil: Geduldiges Kapital ohne äußeren Exit-Druck – eine Familienholding kann ein erworbenes Unternehmen auch über Generationen halten. Zudem legen FOs oft Wert auf Werterhalt und nachhaltiges Wachstum statt aggressiver Restrukturierung. Einige Family Offices beschäftigen sich aktiv mit dem Thema Nachfolge und bauen eigene Netzwerke auf (Beispiel: In Deutschland/Schweiz Novastone, das Family Offices zusammenbringt, um Search Funds aufzusetzen​ finews.ch). Der Nachteil kann sein: FOs sind manchmal weniger sichtbar am Markt (keine öffentlichen Ausschreibungen) und sehr wählerisch. Sie investieren tendenziell in Branchen, die sie kennen, und suchen sich vertraute Führungskräfte. Außerdem fehlt manchmal die unternehmerische Person an der Spitze – das Family Office will besitzen, aber nicht selbst operativ führen. Dann muss ein Fremdgeschäftsführer gefunden werden.


Search Funds: Im Grunde eine Unterart einer Nachfolgelösung mit Beteiligungskapital, aber mit der Besonderheit, dass der neue Unternehmer (Sucher) im Zentrum steht. Search Funds sind kleinteiliger finanziert (meist 10–20 Investoren legen zusammen) und fokussieren auf ein einzelnes Zielunternehmen, das der Searcher leitet. Der Zeithorizont ist flexibel; viele Searcher planen, das gekaufte Unternehmen langfristig zu führen und nur bei attraktivem Angebot zu verkaufen. Allerdings zeigen US-Daten, dass auch bei Search Funds häufig ein Exit nach 5–10 Jahren erfolgt (z.B. durch Trade Sale), da dann die Investoren ihre Rendite realisieren wollen. Die Unterschiede zu PE: deutlich kleinere Deals, operative Führung durch den Such-CEO, intensivere Betreuung (Investoren agieren als Mentoren) und meist weniger Verschuldung. Gegenüber Family Offices unterscheiden sich Search Funds vor allem dadurch, dass der Antrieb von einer einzelnen Unternehmerperson kommt, nicht von der Verwaltungsseite. In gewisser Weise kombinieren Search Funds Aspekte beider Welten: die Professionalität und Kapitalmarktlogik eines PE-Investors (Bewertungen, Due Diligence, hohe Renditeerwartung) mit der Langfristigkeit und Werteorientierung eines Family Office, da der Searcher das Geschäft oft über Jahre entwickeln will​ dub.de, dub.de.


Wer dominiert also? In der aktuellen Nachfoldepraxis sieht man folgendes Bild: Kleinere und mittlere KMU (v.a. Familienbetriebe mit <50 Mio. CHF Umsatz) finden zunehmend in Search Funds und spezialisierten Family Offices passende Nachfolgepartner – hier sind klassische PE-Fonds selten aktiv. Größere Mittelständler mit signifikantem Gewinnpotenzial dagegen werden weiterhin oft von Private Equity übernommen oder an strategische Käufer verkauft. Die traditionellen Modelle (familienintern, MBO) bleiben wichtig, doch wo diese versagen, treten die genannten Investorengruppen auf den Plan. Interessant ist, dass sie teils zusammenarbeiten: Family Offices investieren in Search Funds, Private-Equity-Firmen verkaufen Unternehmen weiter an Family Offices etc. Die Frage „Wer dominiert?“ lässt sich daher relativieren: Es kommt auf das Segment an.

Im KMU-Nachfolgemarkt zeigt sich jedoch ein klarer Trend: Search Funds gewinnen Marktanteile. International betrachtet stieg die Zahl der aktiven Such-Unternehmer (außerhalb USA/Kanada) bis Ende 2023 auf 320 in 40 Ländern​ iese.edu

. Das Modell etabliert sich, weil es für viele Nachfolgesituationen maßgeschneidert ist. Private Equity bleibt mächtig, dominiert aber eher im oberen Mittelstand und bei Großfirmennachfolgen. Family Offices agieren oft im Hintergrund, ermöglichen aber viele Nachfolgelösungen gerade in traditionellen Branchen.


Fazit: Die Unternehmensnachfolge wird heute von einem Mosaik verschiedener Käufertypen geprägt. Private Equity bringt Kapital und Schnelligkeit, Family Offices Beständigkeit, Search Funds Unternehmergeist – alle drei zusammen bereichern den Nachfolgemarkt. Für abgebende Unternehmer lohnt es sich, alle Optionen zu prüfen. Die „beste“ Lösung hängt von der individuellen Firmenlage ab: Ein kleiner Familienbetrieb ohne internen Nachfolger findet in einem Search Fund unter Umständen den idealen Käufer, während ein großes Industrieunternehmen mit Expansionsbedarf vielleicht besser bei einem Private-Equity-Haus aufgehoben ist. Dominanz hin oder her – am Ende zählt, dass möglichst viele Unternehmen erfolgreich die Generation wechseln und weitergeführt werden. Die Vielfalt der Nachfolgeoptionen erhöht die Chance, für jedes Unternehmen den passenden neuen Eigentümer zu finden.

 
 
 

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